Verhängnissvolle Affäre im Wellnesshotel

Manchmal waren sie harmlos, die sogenannten "Kurschatten" damals in Baden-Baden, Bad Pyrmont, Marienbad, Karlsbad, Vichy oder wo auch immer. Sie waren Begleitung - wie Schatten eben - für ständig gleiche Tagesabläufe. Sie hatten meist auch nur eine kurze Haltbarkeitsdauer von 3 bis 4 Wochen - bis zum Ende der verordneten Kur eben. Ein "Kurschatten" konnte - und kann wahrscheinlich auch Heute noch - verführen (nicht nur ein weiblicher!), bei langen Gesprächen Horizonte erweitern, er kann Träume, Hoffnungen und romantische Gefühle wecken, "Schmetterlinge-im-Bauch" und wohlig kribbelnde Spannung verursachen.

Er konnte und kann aber auch Herzen weinen lassen, Ehetragödien heraufbeschwören, zerstörend wirken und vielleicht vereinzelt aus seinem Schattendasein ans Licht treten, um so Träume und Hoffnungen wahr werden zu lassen. Aus dem klassischen "Kurschatten" wird heute der "Wellness-Schatten" mit einer noch kürzeren Verfallfrist von nur 2 bis 4 Tagen - wer kann sich einen 4wöchigen Wellness-Urlaub schon leisten. Auch die "Schatten-Art" und seine erlebte Qualität ändert sich - schnell und intensiv wird gelebt, für romantische Gefühle, Horizont-Erweiterung etc. bleibt fast keine Zeit.

Und liest man dann heute, in großen Buchstaben auf den Titelseiten der Boulevard-Blätter, von Affären im Wellness-Hotel, von Gigolos, die mit gekonnt und berechnend eingesetztem Charme ihre - zum Schein -Angebetete umgarnen, um anschließend aus dem kurzen "Techtel-Mechtels" einen möglichst hohen finanziellen Profit zu erpressen.... Dann, ja dann wünscht man sich doch wirklich den klassischen "Kurschatten" von früher zurück - oder?